Mina entdeckte schon sehr früh ihre Neigung. Zu verdanken war dies wohl der Anonymität des Internets, in dem auch eine Vierzehnjährige Antworten auf Fragen finden konnte, die sie niemals laut auszusprechen gewagt hätte. Mina wusste also schon mit vierzehn Jahren, dass sie submissiv war, und dies beendete die kurze Zeit der Unsicherheit, in der sie sich gefragt hatte, ob alles mit ihr richtig war. Ganz im Gegenteil kam sie sich, nachdem sie sich in das Thema immer mehr vertieft hatte, schon bald als etwas Besonderes vor.
Wenn ihre Klassenkameradinnen vom Jungen eine Klasse über ihnen schwärmten, hatte sie nur ein müdes Lächeln übrig. Er sah ohne Zweifel gut aus, aber sie war sich bewusst, dass er ihr niemals das geben konnte, was sie brauchte. Nein, was sie brauchte, fand sie bislang nur in Geschichten und in Büchern. Jegliche Annäherungsversuche des anderen Geschlechts blockte sie zum Unverständnis ihrer Freundinnen ab. Sie wusste, dass hinter ihrem Rücken über sie getuschelt wurde, nachdem sie unbeabsichtigt einmal ein solches Gespräch belauscht hatte. Die Meinung ihrer Freundinnen reichten von „sie ist noch nicht so weit“ über „prüde“ bis hin zu „arrogant“ und „heimlicher Liebhaber“. Aber Mina konnte darüber nur schmunzeln, denn den wahren Grund erriet niemand. Sie hatte einfach noch immer nicht den Richtigen gefunden.
Den Richtigen sollte sie im nächsten Schuljahr finden. Leider war er für sie unerreichbar, denn es war ihr neuer Physiklehrer. In dem Moment, als Herr T. das erste Mal den Physikraum betreten hatte und die Klasse verstummte, obwohl er noch kein einziges Wort gesagt hatte, war sie fasziniert von ihm. Mit einem einzigen Blick hatte er das geschafft, was ihre Englischlehrerin wohl niemals schaffen würde. Schon bald sehnte sie jede Physikstunde herbei. Sie wollte Herrn T. gefallen und arbeitete aufmerksam in seinem Unterricht mit. Als nach einigen Monaten ihr Mathelehrer überraschend in Pension ging, übernahm Herr T. auch noch den Mathematikunterricht. Alle anderen in ihrer Klasse stöhnten auf. Kein anderer Lehrer zog so harte Saiten auf wie er. Kein anderer Lehrer kontrollierte zu Beginn jeder Stunde, ob alle ihre Hausaufgaben gemacht hatten. Kein anderer Lehrer fragte so erbarmungslos aus. Mina jubilierte innerlich. In Mathe war sie bislang immer im Mittelfeld mitgeschwommen, doch nun ging es steil bergauf. Als das nächste Schuljahr begann, startete sie mit einer Eins und blieb dort auch. Zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, dass sie ihre gute Note nicht nur ihrem Fleiß zu verdanken hatte. In Mathe und Physik war ihr plötzlich alles ganz klar geworden, so als hätte ihre Begabung nur darauf gewartet, von Herrn T. entdeckt zu werden.
Die Mitschülerinnen Minas schwärmten noch immer für andere Jungs und irgendwelche Stars. Mina schwärmte immer noch für Herrn T. Sie tat das heimlich. Anderen fiel höchstens auf, dass ihre Noten immer besser wurden. Das lag daran, dass sie sich mittlerweile vorstellte, Herr T. sei ihr Dom. Das führte dazu, dass sie nicht nur in Mathe und Physik so gut war. Nein, wäre Herr T. ihr Dom, würde er selbstverständlich erwarten, dass sie in allen Fächern ihr Bestes gab. Jede gute Note, die sie mit nach Hause brachte, widmete sie insgeheim ihm. Aber sie änderte ihr Verhalten noch weiter. Er würde wohl ebenso erwarten, dass sie ihr Zimmer ordentlich hielt. Also tat sie auch das. Ihre Eltern wunderten sich über ihre fleißige und ordentliche Tochter und machten sich höchstens Sorgen, dass sie sich von ihren Altersgenossen zurückzog und ihre Freundschaften immer lockerer wurden. Auch mussten sie sich niemals Sorgen um einen Freund von Mina machen – denn sie hatte nie einen. Aber das Glück, eine solch strebsame Tochter zu haben, überwog die Sorgen und deshalb ließen sie Mina gewähren.
Mina ging hingegen in ihrer Fantasie noch weiter und das hätte ihren Eltern wohl gar nicht gefallen, hätten sie entdeckt, was ihre Tochter so trieb. Wann immer sie alleine war – und da ihre Eltern beide arbeiteten, war sie dies fast jeden Nachmittag – übte sie sich darin, eine gute Sklavin zu werden. Nackt übte sie stundenlang das Knien und meist lernte sie auch so.
© Devana Remold