Diese Frage stellt man mir immer wieder. Streng genommen darf ich darauf gar nicht antworten, denn ich war noch nie in der Velegenheit, einen neuen BDSM-Partner suchen zu müssen. Ich hatte erst zwei von dieser Sorte und wenn im restlichen Leben alles gut läuft, sollen auch keine weiteren hinzu kommen.
Darf ich also auf diese Frage antworten, obwohl sich mein erster BDSM-Partner aus einer bestehenden Beziehung entwickelt hat und ich auf den zweiten (und jetzigen) Partner einfach zugedriftet bin, ohne je gesucht zu haben? Ich denke schon, denn seit vielen, vielen Jahren beobachte ich mein Umfeld. Ich habe so einige Gespräche mit Suchenden geführt und sagen wir mal so: Ich bin zu dem Thema nicht meinungsfrei. Auch im Hinblick, wie sich die Partnersuche in den letzten Jahren verändert zu haben scheint.
Beginnen wir bei meinem Eindruck, wie es vor etwa 15 Jahren gewesen ist. Meinen jüngeren Lesern mag es vielleicht verwunderlich vorkommen, dass es auch damals schon Internet und zahlreiche Communitys gab. Aber es gab noch keine Smartphones. Was war damals anders? Die vorherrschenden Kommunikationsmittel für den Erstkontakt waren damals Chats und Foren. Beide haben in den letzten Jahren leider an Bedeutung verloren. Ich war, wie schon gesagt, damals nicht auf der Suche und suchte mir einen Chat bzw. eine Community, in denen es primär nicht darum ging, einen neuen Partner zu suchen (es war und ist die Community von www.schattenzeilen.de). Das Verrückte ist, dass sich trotzdem in diesem Chat zahlreiche Paare gefunden haben. Und zwar nicht nur für einen flüchtigen One-Night-Stand, sondern für dauerhafte Beziehungen.
Sehe ich mich hingegen heute um, entsteht bei mir der Eindruck, dass es ein ganzes Heer an (zum Teil verzweifelt) Suchenden gibt. Sie finden auch durchaus Partner, aber das geht selten über ein erstes Treffen hinaus. Natürlich gibt es da die Leute, die gar nichts anderes wollen. Und natürlich gibt es dann doch die Leute, die den Richtigen finden. Aber ich habe einfach den Eindruck, dass es weniger werden.
Warum ist das so? Mitverantwortlich ist meines Erachtens, wie heute gesucht wird. Alles muss schnell gehen. Man sieht ein Bild (siehe Tinder) und entscheidet innerhalb von Sekunden. Man antwortet auf ein Kontaktgesuch und trifft sich innerhalb kurzer Zeit. Kaum jemand nimmt sich noch die Zeit, jemanden erst einmal kennenzulernen. Der Blick ist viel zu sehr auf die reine Suche fokussiert.
Wenn ich früher mit jemandem über Wochen gechattet habe, konnte ich mein Gegenüber meist sehr treffend einordnen. Wie gesagt, ich war nicht auf der Suche, aber ich habe viele Leute später bei irgendwelchen Treffen kennengelernt. Mir ist es noch nie passiert, dass ich irgendjemanden völlig falsch eingeschätzt habe, nachdem ich über Wochen mit jemanden gechattet habe. Im Chat geht es meist nicht nur um BDSM-Themen. Man unterhält sich über viele andere Themen. Von Kochrezepten über Pläne fürs Wochenende bis hin zu Lebenskrisen und politischen Meinungen ist da alles dabei. Dabei entsteht ein umfassender Eindruck und die Frage, ob man mit diesem Menschen zusammenpassen könnte oder nicht, ist viel leichter zu beantworten.
Natürlich muss es nicht unbedingt ein Chat sein. Man kann sich genauso Nachrichten senden. Für die Schreibmuffel sind vielleicht auch Telefonate möglich. Oder Treffen auf neutralem Boden wie z.B. einem BDSM-Stammtisch.
Wenn man mich also fragt, wie man den richtigen Partner kennenlernt, lautet mein Rat: Sucht keinen Partner, aber sucht den Kontakt zu anderen BDSMlern – sei es nun real oder virtuell. Ohne es nur auf die Partnersuche zu begrenzen. Lernt Leute beiderlei Geschlechts kennen. Achtet nicht auf die sexuellen Neigungen und ob sie zu euch passen werden. Nein, versucht einfach, BDSM-Freunde und -Bekannte zu finden. Und irgendwann wird man in diesem Umfeld dann den oder die Richtige/n finden. Bei dem man einfach merkt, dass man auf der selben Wellenlänge schwingt, man ähnliche Ansichten und Vorlieben hat. Jemanden, mit dem man sich einfach gut unterhalten kann, bei dem man ein gewisses Bauchkribbeln merkt und dessen Gegenwart man als angenehm empfindet. Und dann kann es weitergehen…
Noch ein Rat: Seid ehrlich. Gaukelt keine Erfahrung vor, die ihr noch nicht habt. Macht euch weder älter noch jünger, weder schlanker noch dicker. Seid einfach ihr selbst. Verstellt euch nicht. Wenn ihr merkt, dass ihr euch bei jemandem vestellen müsst, um bei ihm zu punkten, solltet ihr euch die Frage stellen, ob ihr zusammenpasst.
Ach ja, ich könnte noch viele mehr oder weniger weise Ratschläge geben. Ich lasse es besser sein, es sei denn, ihr fragt mich.
Aber ich erzähle noch ein wenig aus dem Nähkästchen, wie ich meinen Partner gefunden habe. Wir waren über zehn Jahre einfach nur befreundet, ehe wir uns nahe gekommen sind. Wir kannten uns richtig gut, als es ernst wurde. Deshalb gab es auch keine bösen Überraschungen. Wir wussten einfach, dass wir harmonieren.
Ich möchte euch keinesfalls raten, es mir gleichzutun, aber ich möchte euch raten, euch nicht mit dem oder der Erstbesten zu treffen und eine Enttäuschung nach der anderen zu sammeln. Ich rate euch einfach nur, Leute besser kennenzulernen – und zwar auch außerhalb des BDSM-Umfelds.
Viel Glück allen Suchenden!
Guten Tag! Nachdem ich mein demokratisches Recht zur Wahl „meiner“ Regierung wahrgenommen habe (heute ist ja Wahlsonntag!) habe ich es mir auf dem Sofa bequem gemacht. Bei der Suche nach „literarischen“ Beiträgen, die genau gegensätzlich zu meinem politisch motiviertem Tagesbeginn stehen, bin ich auf diese Seite gestoßen. Es ist aber nur teilweise Zufall! Gesucht habe ich nach „Schattenzeilen“, die ich sporadisch frequentiere. Ich habe eine Geschichte gelesen (Mister Perfect) und dann Deinen Beitrag: „Wie findet man einen passenden BDSM-Partner?“ Zwischendrin konsumierte ich noch den Link über den Zusammenhang von „großem Hintern und Intelligenz“ Diese Form von Ironie ist genau mein Ding. Jedenfalls bin ich angenehm angetan von Deiner Betrachtungsweise der „Dinge“ Meine Neugier ist geweckt und ich werde versuchen zu lesen was mir von Dir unter die Augen kommt. Zu einem Gedankenaustausch bin ich gern bereit. Einen schönen Restsonntag noch. Andreas Loos