Es kommt vor, dass mich dominante Personen anschreiben. Meist, um mal mehr oder auch sehr viel weniger diskret abzuklopfen, ob ich vielleicht doch noch zu haben bin. Oder ob man mich vielleicht abwerben könnte. Oder – wenn das alles nicht fruchtet (und das tut es nie) – ob ich vielleicht verliehen, geteilt oder was auch immer werde (nein, werde ich nicht).
Das ist aber gar nicht der Punkt. Mir geht es eher darum, dass einige dieser dominanten Personen von mir verlangen, dass ich mich allein der Tatsache wegen, dass sie sich als dominant bezeichnen, entsprechend verhalte. Und hier habe ich ein gedankliches Problem. Nur weil sich jemand als „Dom“ bezeichnet, ich ihn aber gar nicht kenne, verhalte ich mich nicht unterwürfig. Erst recht nicht in einem Maß, das sogar das Maß, das ich meinem Herrn gegnüber erbringe, übersteigt. Und ganz und gar nicht, wenn man mich auf eine Weise anschreibt, die ich als übergriffig oder gar beleidigend empfinde.
Das mag im realen Leben anders sein. Begegne ich hier einem Dom, dessen Aura, Verhalten, Ausdrucksweise und dergleichen bei mir einen Schalter umlegen, bin ich automatisch im Respektmodus, auch wenn es sich dabei nicht um meinen Herrn handelt. Dennoch habe ich auch hier ein Problem damit, sollte erwartet werden, dass ich mich anders verhalten soll, als ich es gewöhnt bin.
So bin ich beispielsweise eher die stille Zuhörerin, bis ich mir eine Meinung gebildet habe. Diese gebe ich dann aber durchaus kund. Ich bin kein meinungsloses Mäuschen.
Ein anderes Beispiel ist das Siezen. Ich sieze meinen Herrn nicht. Wir haben darüber gesprochen und es käme uns beiden seltsam vor. Ich kann mir durchaus vorstellen, auf Wunsch dominante Personen (die ich als solche anerkenne) zu siezen und mir dabei keinen Zacken aus der Krone zu brechen. Aber man darf nicht von mir erwarten, dass ich es automatisch so handhabe, denn es ist in unseren Kreisen eher unüblich.
Letztendlich ist es aber so: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Schreibt man mich höflich an und respektiert mein „Nein“, wechsle ich gerne ein paar Mails hin und her. Alles andere zeigt mir, dass dieser „Dom“ seine Anführungsstriche verdient hat.