Wann ist ein Dom ein Dom?

Es gibt Männer, die behaupten von sich, ein Dom zu sein. Und da sie ja nun Dom sind, erwarten sie von jeder Frau, die sich Sub oder Sklavin nennt oder sich in irgendeiner anderen Form als devot bezeichnet, dass man sich ihnen gegenüber gefälligst unterwürfig zu verhalten hat. Da man ja per se auch untergeordnet ist. Übrigens ganz unabhängig davon, ob man gerade auf Partnersuche ist oder nicht.

Ein paar Beispiele gefällig?

Mir ist es schon mehrfach geschehen, dass ich per Mail oder im Chat angeschrieben wurde. Meist mit der unterschwelligen Absicht, abzuklopfen, ob ich mich vielleicht nicht doch von meinem Herrn abwenden würde oder ob da vielleicht nicht doch unerfüllte Sehnsüchte bei mir sind, da mein BDSM mit Jona wahrscheinlich gar nichts taugt. Und ebenso ist es mir bei diesen „Herren“ schon mehrfach geschehen, dass ganz entsetzt reagiert wurde, wenn ich es mir erdreistet habe, sie nicht zu siezen (während sie mich natürlich duzen). Dann war ich sofort „schlecht erzogen“ und bedurfte natürlich von ihrer Seite einer Nachbesserung. Jegliche Versuche meinerseits, zu erklären, dass ich mich erst dann unterwürfig verhalte, wenn mir mein Gegenüber das in mir auslöst und nicht, weil er sich Dom, Herr, Meister, Sir oder sonst wie bezeichnet, sind von vorneherein sinnlos. Ich habe es versucht. Davon einmal ganz abgesehen, dass ich nicht einmal Jona sieze, da er das seltsam fände (würde er es wünschen, würde ich es in trauter Zweisamkeit aber glatt machen). Und auch davon abgesehen, dass ich es bei Personen machen würde, die in meinen Augen das Attribut „dominant“ verdient haben und die lieber gesiezt werden. Habe ich auch schon gemacht. Bei einer FemDom, die mich zwar auch angegraben hat, aber das wesentlich stilvoller als die meisten der anderen sogenannten „Herren“ hinbekommen hat.

Einschub: Nein, ich bin nicht bi. Ich bin sehr hetero, wenn es um meine Liebesbeziehung geht. Aber ich habe festgestellt, dass mir das bei reinem BDSM egal ist, welches Geschlecht mein Gegenüber hat. Ich kann hier sowohl auf Männlein, Weiblein und allem dazwischen reagieren.

Ein anderes Beispiel habe ich nicht selbst erlebt, aber schon so oft gehört und gelesen. Von weiblichen Subs, die sich auf Partnersuche befinden. Auch hier wird schon fast selbstverständlich erwartet, dass sie sich schon beim ersten Austausch devot verhalten. Man kann also sagen, dass sie sich schon unterwerfen sollen, noch ehe sämtliche anderen Parameter abgeklopft werden.

Und das bringt mich zu dem Punkt, um den es mir bei diesem Beitrag geht.

Meiner Meinung nach begegnen sich Dom und Sub, wenn sie sich nicht in einer irgendwie gearteten Beziehung befinden oder sich in einem Kontext bewegen, in dem es anders abgesprochen ist, zunächst immer auf Augenhöhe. Auch ganz besonders bei der Partnersuche. Erst wenn sich der devote Part unterwirft, ändert sich die Lage. Davor aber ist es ein reines Kennenlernen. Ein gegenseitiges Abklopfen. Natürlich kann man zart die Fühler ausstrecken. Natürlich kann es ein erstes Abtasten geben, erste Befehle, erste Aufgaben. Aber dennoch bleibt es zunächst prinzipiell bei der Augenhöhe.

Ebenso verhält es sich, wenn ein Dom und eine Sub aufeinandertreffen, ohne die Absicht in irgendeiner Form zusammenzukommen. Auch hier liegt es in der Entscheidung der Sub, ob sie sich unterordnet, also anerkennt, das diese Person, auf die man z.B. auf einem Stammtisch trifft, über einen steht. Damit meine ich nicht, dass man sich nicht respektvoll verhalten soll. Grundsätzlich sollte man sich jedem Menschen gegenüber respektvoll und höflich verhalten. Aber es gibt da einfach Menschen, auf die reagiere ich anders. Da beginnen meine Subgene zu klingen. Ich könnte nun nicht einmal sagen, was sich dann in meinem Verhalten genau ändert. Aber ich bin mir sicher, dass dies nicht auf der anderen Seite (also der Domseite) nicht unbemerkt bleibt. Und damit meine ich nicht, dass ich flirte.

Ich weiß nicht, ob ihr versteht, was ich damit ausdrücken möchte. Allen devoten Menschen, die das hier lesen, möchte ich aber auf jeden Fall auf den Weg geben, dass ihr euch nicht unter Wert verkaufen solltet. Nur weil sich jemand Dom nennt, heißt das nicht, dass ihr gleich sinnbildlich vor ihm auf die Knie gehen müsst.

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