BDSM ist nicht meine Welt, aber ich bin bereit, Kompromisse zu schließen

Es ist sehr schwierig, wenn in einer Partnerschaft unterschiedliche sexuelle Präferenzen bestehen. Wenn aber beide Seiten bereit sind, offen und vorurteilsfrei aufeinander einzugehen, bin ich der Meinung, dass sich eine Lösung finden lässt, mit der beide Seiten leben können.

Eine Grundvoraussetzung ist zunächst Offenheit und Ehrlichkeit. Ihr müsst einen Rahmen finden, in dem ihr euch beide bewegen könnt. Dieser Rahmen muss nicht unveränderlich sein. Er kann im Laufe der Zeit nachjustiert werden.

Wie der Rahmen aussieht, das müsst ihr beide für euch finden. Ich kann an dieser Stelle nur ein paar Möglichkeiten aufzeigen und vor Gefahren warnen.

  1. Du lässt dich auf einige BDSM-Praktiken dem Partner zuliebe ein
    Gerade wenn dein Partner / deine Partnerin ansonsten noch keine Erfahrung hat, kann das durchaus gut gehen. Es besteht der Wunsch nach Fesselung? Warum nicht einfach mal beim Sex einen Schal zum Einsatz bringen? Du wirst sehen, welchen Effekt das haben wird – und im Idealfall hast du daran auch deine Freude.
    Redet einfach miteinander, welche Spielarten du dir vorstellen könntest. Testet es aus, redet danach, ob ihr es wiederholen möchtet. Seid ehrlich zueinander. Sage vor allem, wenn dich etwas sehr starke Überwindung kostet und du dich dabei absolut unwohl fühlst.
    Sollte dein Partner / deine Partnerin devot sein, eine große Bitte von mir: Ergreife auch selbst die Initiative. Die meisten devoten Menschen wünschen sich das sehnlich.
    Gefahren:
    Ich sehe zweierlei Gefahren. Zum einem besteht die Gefahr, dass du, der Teil, der eigentlich nichts mit BDSM anfangen kann, sich zu sehr verbiegt, sich und seine Bedürfnisse zu sehr zurückstellt und irgendwann daran zerbricht. Achte darauf und rede offen darüber.
    Die zweite Gefahr ist, dass es deinem Partner nicht ausreicht, was du bieten kannst. Hier kann es zu einer chronischen Unzufriedenheit kommen. Man merkt auch, wenn es dem Partner eigentlich keinen Spaß macht. Gerade bei devoten Personen ist dies aber eine Quelle des Lustgewinns.
    Bei anhaltendem Frust besteht daher die Gefahr, dass der Rahmen heimlich verlassen wird.
  2. Du gestattest eine Online-Beziehung
    Es gibt BDSMler, die können damit leben, in einer rein virtuellen Beziehung ihre Leidenschaften auszuleben. Das kann in E-Mails, im Messenger oder auch schon etwas realer z.B. per Skype geschehen. Es werden online Aufgaben erfüllt oder virtuelle Spiele durchgeführt. Wie weit das geht, ist unterschiedlich.
    Die Gefahren liegen auf der Hand: Das Virtuelle kann auf Dauer nicht mehr ausreichen, die reale Welt lockt. Außerdem können auch bei einer virtuellen Beziehung starke Gefühle entstehen.
  3. Du gestattest eine Zweitbeziehung
    Diese Variante ist mir schon mehrfach über den Weg gelaufen und wenn richtig damit umgegangen wird, kann dies wunderbar funktionieren. Allerdings erfordert es von dir sehr viel Vertrauen und auch eine gewisse Eifersuchtsfreiheit. Die hat nicht jeder. Letztendlich ist es aber meiner Erfahrung nach die Variante, die langfristig am stabilsten ist. Dein Partner / deine Partnerin kann die Leidenschaften ausleben und dennoch bei dir bleiben. Dabei kann ebenfalls ein Rahmen gesteckt werden, mit dem du leben kannst. Beispielsweise dass es keinen Sex geben darf oder auch, dass du es gestattest, aber keine Details wissen willst. Es gibt auch den umgekehrten Fall, dass du sogar dabei sein willst. Je nach Geschmack.
    Die Gefahr ist hier natürlich, dass auch hier die Gefühle zur Zweitbeziehung zu groß werden. Die andere Gefahr ist, dass du nicht damit leben kannst.

Letztendlich liegt vieles an dir – dem Partner, der nichts mit BDSM anfangen kann. Dass du auf meine Seite gefunden hast und diesen Artikel liest, beweist schon einmal, dass du bereit bist, Lösungen zu finden. Ich kann nicht versprechen, dass es gut geht. Aber diese Bereitschaft verdient mein Kompliment und ich wünsche euch alles Gute.